Die Firma Willimann in Beromünster hat eine mehr als 200-jährige Geschichte. Über 6 Generationen hat sich das Geschäft von der Zeugschmiede zur Zangenfabrik und bis zum Sanitärbetrieb gewandelt. Behalten wir dieses alte Münsterer Handwerk in Erinnerung.
1820
Mein Urururgrossvater Michael Willimann (Nr. 1), von Beruf Büchsenmacher, eröffnet eine Zeugschmiede in Albert-Hauenstein, Deutschland. Er schmiedet auf seinem Amboss die ersten Willimann Werkzeuge.
1829
Xaver Willimann gründet die Zeugschmiede Willimann beim Waldhus (Waldhaus) in der Gemeinde Gunzwil. Aus dieser Zeugschmiede entsteht später die Zangenfabrik Willimann. Der Weiler Waldhus befindet sich oberhalb Herlisberg in der Nähe von Münster (heute Beromünster).
1834
Ludwig Willimann (Nr. 2) arbeitet 4 Jahre als Zeugschmied bei seinem Vater Michael Willimann (Nr. 1) in Deutschland, was sein Wanderbuch bezeugt.
1838
Von seinem Onkel Xaver Willimann kauft Ludwig Willimann (Nr. 2) einen Amboss und Werkzeug im Wert von 160 Franken.
Übersetzung der Verkaufsurkunde von 1838:
Kund und zu Wissen
Sei anmit, dass der Ehrende Xaver Willimann, Zeugschmied in Herlisberg der Gemeinde Gunzwil aufrecht und redlich verkauft und zu kaufen gegeben hat, dem Ehrenden Ludwig Willimann von eben daselbst, benanntlich einen Schmiedeamboss, einen Blasbalg und einen Schraubstock, nebst allerhand kleinerem Werkzeug, das zur Zeugschmid Profession gebraucht wird, wie dasselbe jetzt vorfindlich ist, um die Summe von 160 Fr. schreibe einhundert und sechszig Schweizer Franken zu zahlen auf den ersten Brachmonat 1800 und vierzig, in bar. Zudem hat der Käufer das Recht, bis auf das letztbenannte Datum in der Schmiede des Verkäufers seine zur Profession benötigten Sachen zu schmieden und zwar unentgeldlich.
Also geschehen den 1. Brachmonat 1838
Der Verkäufer, Xaver Willimann
Der Käufer, Ludwig Willimann
1859
Im Geschäftsbrief vom 15. Juni 1859 werden Willimann-Zangen zum ersten Mal erwähnt.
Der Kunde aus Genf faltete das Briefpapier mit dem Geld zu einem Kuvert und versiegelte es.
1862
Zu Fuss und eine Ledertasche voll Schuhmacherzangen am Rücken, besucht Ludwig Wilimann die grossen Märkte in Bern und Aarau.
1879
Die beiden Zwillingsbrüder Jean Willimann (Nr. 3) und Louis Willimann machen eine Lehre als Zeugschmied im elterlichen Betrieb.
Beim Beruf Schuhmacher war früher grosses, geschäftliches Potenzial vorhanden. Ludwig Willimann erkennt eine Marktlücke und spezialisiert sich auf die Herstellung von Schusterfalzzangen. Die Willimann Zangen werden auf der ganzen Welt verkauft.
1893
2. Geschäftsübergabe an Jean Willimann (Nr.3).
Sein Zwillingsbruder Louis bleibt im Geschäft das Bindeglied zwischen Meister und Geselllen.
1898
Laut Rechnungsauszug vom 31. Dezember werden in diesem Jahr Zangen im Betrag von Fr. 14'985.50 an die Eisenwarenhandlung Bielmann in Luzern geliefert
1911
Otto Willimann (Nr. 4) macht eine Lehre als Werkzeugmacher im Familienbetrieb.
1916
Der Benzinmotor der Transmission wird durch einen Elektromotor ersetzt. Die Beleuchtung der Innenräume von Karbidlampen auf elektrisches Licht umgebaut.
1917
An der 1. Mustermesse in Basel sind Willimann Zangen ausgestellt.
1918
Der 26-jährige Johann Willimann stirbt an der Spanischen Grippe im Militärdienst. Er wäre als Gschäftsnachfolger vorgesehen gewesen. Der Generalstreik in Zürich beeinflusst auch die Arbeiter der Zangenfabrik Willimann. Mit einem Aufstand fordern die Angestellten mehr Lohn. Jean Willimann muss Geld aufnehmen, damit er die Löhne zahlen kann. Es werden Zangen auf Vorrat hergestellt. Später müssen Arbeiter entlassen werden.
1925
Anschaffung der Pressmaschine und Federhammer. Ab jetzt konnte noch rationeller gearbeitet werden. Die Matrizen für die Pressmaschine werden im eigenen Betrieb angefertigt. Diese Einrichtungen gelten weit herum als vorbildlich.
1940
Im 2. Weltkrieg produziert die Werkzeugfabrik Material für die Schweizer Armee.
1945
3. Geschäftsübergabe an Otto Willimann (Nr. 4) und August Willimann. Der Betrieb wird teilweise umgestellt. Neu werden auch Schlosserarbeiten und Blitzschutzanlagen angeboten.
1947
Die Firma erhält ein Telefonanschluss.
1952
Otto Willimann (Nr. 5) macht eine Lehre als Bauschlosser in Kriens.
1957
Das erste Geschäftsauto ist ein Vauxhall Wyvern LIX mit Jahrgang 1949.
1962
Otto Willimann (Nr. 5) besteht die Zusatzprüfung als Sanitärinstallateur. Ab jetzt werden sanitäre Installationen ausgeführt.
1969
4. Geschäftsübergabe an Otto Willimann (Nr. 5).
1971
Die letzten Willimann Zangen werden von August Willimann hergestellt und an die Schuhfabrik Bally verkauft. Eine über 150-jährige "Zangenmacher-Tradition" geht zu Ende.
1987
1993
Der erste Computer im Geschäft wird installiert.
1994
Markus Willimann (Nr. 6) wird als Teilhaber in die Firma aufgenommen.
1998
5. Geschäftsübergabe an Markus Willimann.
Ein Ereignis mit Tradition und Seltenheitswert, wenn ein KMU-Betrieb, den heutigen Anforderungen angepasst, in der 6. Generation weitergeführt wird.
2016
Die Kantonale Denkmalpflege stuft die alte Zangenfabrik als schützenswerter Bau ein.
https://map.geo.lu.ch/kulturgueter/denkmaeler/?FOCUS=2657054:1229120:560
2022
Die Webseite willimann-sanitaer.ch ist online.
2024
Die alte Zangenfabrik ist auf Wikipedia .
de.wikipedia.org/wiki/Alte_Zangenfabrik_Beromünster
2025
Viele Bilder und Dokumente aus dieser Firmenchronik können auf Wikimedia Commons in Originalauflösung heruntergeladen werden.
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Alte_Zangenfabrik_Beromünster
Ich empfehle Ihnen mein Buch: Ein altes Münsterer Handwerk. Gerne gebe ich Ihnen ein Exemplar zur Ansicht. Bis heute sind 25 Bücher im Umlauf. Die Gemeinde Beromünster und der Schlossverein Beromünster haben ein Buch erhalten.
Kontakt:
Markus Willimann
Sanitäre Anlagen
Aargauerstrasse 20
6215 Beromünster
Telefon: 041 930 12 61
Mobile: 079 258 49 69


























